terça-feira, 13 de fevereiro de 2018

Schau mich an... Olhe para mim...




Die Photoperformance Schau Mich An ... Olhe para Mim ... von Terezinha Malaquias (Onésimo Alves Pereira, brasilianischer Künstler und Fotograf)

Seit dem 8. Februar 2017 fügen die täglichen Photoperformances / Selbstporträts Terezinha Malaquias' auf Instagram immer neue Informationen über die Identität und die Fragestellungen der Künstlerin hinzu, in ständiger Bereicherung ihres Universums. Mal bekräftigen ihre Bilder schon bekannte, mal neue Zeichen, die sich in die Fülle ihrer Referenzen einfügen, sich vermehren und allmählich sichtbare Form annehmen.

In ihren Photoperformances reflektiert die Künstlerin das Konzept der Identität. In ihnen bringt uns die afrobrasilianische Künstlerin, Kunstmodell und Immigrantin (sie wohnt in Deutschland), zum Nachdenken darüber, wie unser zerstreuter Blick, in Gedanken versunken oder auf uns selbst gerichtet, Personen und selbst ganze soziale Gruppen in eine Art von Anonymität und sozialer Unsichtbarkeit verbannt. Die Künstlerin benutzt deshalb immer den Hashtag "Sichtbarkeit" als eine Form, Pluralität im Blick (...) einzufordern.

Unentbehrliche Berufe wie Müllleute, Straßenkehrer, Straßenverkäufer, und Obdachlose, die auf der Straße leben, sind ständige Opfer unseres zerstreuten Blickes und / oder unserer Vorurteile. Ja, Zerstreutheit und Vergessen können Anzeichen für Vorurteile sein oder sie hervorrufen. Wenn der Blick einer Person Verachtung ausdrückt, kann ihr die andere Seite das gleiche Gefühl entgegenbringen.

Jeder Mensch ist ein Geschichtenerzähler (...) und oft weigern wir uns, die Geschichten, die sie uns in ihrem Alltag erzählen, zu hören oder ihnen zuzusehen. Auch, wenn es nicht darum gehen kann, stehen zu bleiben und mit allen zu reden, ist es notwendig, ohne irgendwelche Vorurteile darüber zu nachzudenken, dass nichts uns von niemandem trennen kann. Dass wir alle Menschen sind, leiden und glücklich sein wollen.

In einer Welt, in der immer mehr Mauern entstehen, kann der zerstreute, vergessene und folglich vorurteilsvolle Blick die gefährlichste dieser Mauern sein.

In ihren Photoperformances vervielfältigt sich die Künstlerin. Mal ist sie eingehüllt in bunte oder goldene Stoffe, die auf ihre afrikanischen und brasilianischen Wurzeln verweisen (...) und ihre Situation als Frau kommentieren. Mal scheinen die Objekte oder Wearable Art mit ihrer Haut zu verschmelzen und so ihre körperliche Natur als Künstlerin oder Performerin zu potenzieren und deren Funktion als Aktmodell zu problematisieren. Ja, denn paradoxerweise kann auch das Aktmodell Opfer der Unsichtbarkeit werden. In der Bemühung, einen Menschen mit all seinen Details zu porträtieren, die ihre Aufmerksamkeit beanspruchen, können die Kunststudierenden leicht vergessen, dass vor ihnen jemand ist, der viele Geschichten erlebt hat. Ein lebendiger Körper voller Geschichten, und nicht ein unbeseelter, toter Körper.

Erinnerung und Vergessen können sich ineinanderfügen oder miteinander kollidieren, wenn wir uns erinnern (oder vergessen), dass jeder Mensch ein Bewahrer unzähliger Geschichten ist. Und dass diese Geschichten nicht nur seine eigenen sind, sondern der Menschheit gehören. Menschen mit Verständnis anschauen bedeutet, diese Erzählungen zu teilen (...).

Die Mauern des Unverständnisses müssen durch unseren barmherzigen Blick eingerissen werden.
Terezinha Malaquias' Bilder führen uns Erzählungen ohne Zahl vor Augen. Rasante Flüge (zum Beispiel spezifischere oder privatere Erörterungen, (...) die in ihrer Funktion für das Aktmodell relevant sind), oder Panoramaflüge (wenn die Künstlerin allgemeinere Fragen angeht, mit Bildern, die sich auf das weibliche Universum beziehen), die in uns die Geschichte der westlichen, brasilianischen oder afrikanischen Kunst wachrufen. Oder auch allgemeine und spezifische Aspekte zusammen (...) in einem Bild. Alle Menschen haben ihre Geschichten, obwohl diese Geschichten allen gehören können.




Anhand der schon erwähnten Stoffe, Objekte oder Wearable Art kann sich die Performerin (selbst, wenn sie sich dessen nicht vollständig bewusst sein sollte) auf Ikonen der Modernen Kunst beziehen, wie auf Alexander Calder, wenn sie Draht benutzt, um Objekte zu schaffen, die ihren Körper umhüllen. Auf Marcel Duchamp und seine Ready Mades, auf Dadaismus und Pop-Art, wenn sie Objekte wie Toilettenpapierrollen verwendet (aus denen sie überdimensionale Halsketten macht), Bürsten, Bügel, Küchengeräte wie Messer und Pfannenwender, Gitarren, etc. Oder an Artur Bispo do Rosário mit Objekten / Wearable Art als Referenz auf seine besondere Art und Weise, mit Stickereien zu schreiben / zu zeichnen. Über dieser Mischung aus Referenzen schwebt ein tropicalistisches Parfüm, eine gewisse allgemeine brasilianische Atmosphäre.

Die lange Sequenz von Photoperformances mit Kleiderbügeln ist möglicherweise eine Anspielung auf die Bedingungen, unter denen Frauen in einer kapitalistischen Gesellschaft leben (als Konsumentinnen und nicht immer als Produzentinnen); oder im Besonderen auf ihre Arbeit als Modell. Blumen (...) können wie die Zeichen, die auf die tägliche Hausarbeit und die Küche Bezug nehmen (Gabeln, Messer, Pfannenwender, ..) kritische Kommentare zu Stereotypen über Frauen, oder auch zur Künstlerin als Modell hervorrufen. Die wiederholte Verwendung von Blumen beschränkt sich nicht auf deren dekorative Funktion, sondern kann ihre Kraft deutlich machen, (...) den weiblichen Körper der Performerin zu betonen.

Die Farbe ist ein grundlegendes Element in Terezinha Malaquias' Photoperformances. Sei es durch die Stoffe mit auffälligen Farbtönen und Drucken, die sie umhüllen, sei es durch Objekte, die mit ihrem Körper verschmelzen, oder durch die Blumen, die sie einrahmen. Die Farben betonen und stärken noch ihre Formen und ihre schwarze Hautfarbe (...).

In jeder Photoperformance scheint die Künstlerin auf Einzigartigkeit und Individualität Anspruch zu erheben. Aber nicht als Form der Isolierung, sondern ganz im Gegenteil als eine Art Beitrag zur Vielfalt von Geschichten. Das reiche Archiv der Erzählungen muss ständig erneuert, recycelt und restauriert werden. Wirkliche Kunst ist nie egozentrisch oder egoistisch, sondern immer freigebig und gutherzig.

Terezinha Malaquias erzählt mit ihren Photoperformances visuelle Geschichten, als Modell mit großer Lebendigkeit und Schönheit.

Olhe para mim... Schau mich an...



As fotoperformances diárias de Terezinha Malaquias no Instagram, como conta-gotas, sempre acrescentam novas informações sobre a identidade e os questionamentos da artista, num enriquecimento constante do seu universo. Ora as imagens reforçam signos já mostrados, ora apresentam novos signos que se inserem e se somam a seu cabedal de referências que, aos poucos, vai tomando corpo.

Identidade seria um conceito a ser refletido em suas fotoperformances/autorretratos intituladas(os) "Olhe Para Mim ... Schau Mich An ..." Nelas, a artista, como uma mulher, afro-brasileira, imigrante (ela reside na Alemanha), modelo-vivo, provoca e nos leva a pensar sobre como o nosso olhar distraído, ensimesmado ou autorreferente, pode relegar pessoas ou, até mesmo, grupos sociais a uma espécie de anonimato ou invisibilidade social. A artista usa sempre a hashtag "visibilidade" como uma forma de ressaltar ou reivindicar uma pluralidade no ou do olhar.

Indispensáveis profissionais como os limpadores de ruas (ou garis), vendedores ambulantes e moradores de rua são vítimas constantes de nosso olhar distraído e/ou preconceituoso. Sim, distração e esquecimento podem ser indícios ou podem acarretar preconceito. Se o olhar de alguém despreza, os outros também podem, ou já estão, fazendo isso. 

Todo ser humano é um contador de histórias, um ator social, e muitas vezes nos recusamos a "ouvir" ou ver (assistir) as histórias que estão nos contando no seu dia-a-dia. Embora não se trate de pararmos e conversarmos com cada pessoa, faz-se necessário refletirmos, sem qualquer preconceito, que nada pode nos separar de ninguém. Que todos somos seres humanos, sofremos e queremos ser felizes.

Num mundo onde proliferam muros, o olhar distraído, esquecido e, consequentemente, preconceituoso pode ser o mais perigoso destes muros.

Em suas fotoperformances/autorretratos a artista se desdobra (ou se multiplica). Ora está envolta em tecidos supercoloridos ou dourados que remetem ou reiteram sua africanidade e brasilidade e comentam a sua condição feminina. Ora, seus objetos ou wearable art parecem se fundir ou se somar à sua pele, potencializando assim a natureza corpórea da artista como performer e problematizando suas funções de modelo-vivo. Sim, porque o modelo-vivo, paradoxalmente, pode ser uma vitima, também, da invisibilidade. Em seu afã de retratar um ser humano com os detalhes que mais chamam sua atenção, alunos de escolas de arte podem esquecer que, diante deles, está alguém que carrega muitas histórias. Um corpo vivo, repleto de narrativas, e não um corpo inanimado, morto.

Memória e esquecimento podem se imbricar, ou se chocar, quando nos lembramos (ou esquecemos) que cada ser humano é depositário de inúmeras histórias. E que elas não só pertencem a cada indivíduo, mas a humanidade. Olhar as pessoas com compreensão significa compartilhar essas narrativas, ainda que possam ser as mais tristes e dolorosas.

Os muros da incompreensão devem ser derrubados através do nosso olhar compassivo. 

As imagens de Terezinha Malaquias evocam um sem-número de narrativas. Voos rasantes (abordagens mais particulares ou específicas, em que podem ficar mais claras referências imagísticas pertinentes às suas funções como modelo-vivo, por exemplo) ou panorâmicos (quando a artista aborda questões mais abrangentes, com imagens que podem se referir ao universo feminino de maneira geral) que nos remetem à história da arte ocidental, brasileira ou africana. Ou, ainda, aspectos particulares e gerais perfeitamente organizados numa só imagem. Cada ser humano pode carregar suas histórias particulares, embora elas possam pertencer a todos.



Através dos já mencionados tecidos, objetos ou wearable art, a performer pode se referir (mesmo que não esteja plenamente consciente disso) a ícones da arte moderna como Alexander Calder, quando faz uso do arame para criar objetos que se envolvem em seu corpo. A Marcel Duchamp e seus ready-mades, ao Dadaísmo e à Pop Art, quando se apropria de objetos, como rolos de papel higiênico (com os quais cria megacolares), escovas, cabides, utensílios de cozinha como facas e espátulas, violão, etc. Ou a Arthur Bispo do Rosário com objetos/wearable art que podem se referir ao seu particular modus operandi de escrever/desenhar através do bordado. Sobre este mix de referências paira um perfume tropicalista, certa atmosfera de geléia geral brasileira. 

A longa sequência de fotoperformances em que faz uso do cabide, pode aludir à condição da mulher, na sociedade contemporânea capitalista, como consumidora e nem sempre como produtora ou, em particular, ao seu trabalho como modelo-vivo. Flores junto, ou não, a cabides, assim como signos relacionados ao cotidiano doméstico e à cozinha como garfos, facas e espátulas, podem evocar comentários críticos sobre estereótipos ligados à mulher ou, ainda à artista como modelo-vivo. A recorrência ao uso de flores não se restringe apenas a seu papel decorativo, mas pode evidenciar sua força como elemento bem-sucedido em ressaltar e elevar o corpo da performer, numa tentativa de destacar a figura feminina. 

A cor é um elemento essencial nas fotoperformances/autorretratos de Terezinha Malaquias. Seja dos tecidos com tons e estampas vistosas que a envolvem, dos objetos que parecem se fundir a seu corpo, ou das flores que a emolduram. As cores destacam e reforçam suas formas e sua tez negra, evidenciando ainda mais sua beleza. 

Em cada fotoperformance/autorretrato a artista parece reivindicar singularidade ou identidade. Mas não como forma de isolamento, muito pelo contrário, como uma maneira de contribuir com e para a diversidade de histórias. O rico acervo de narrativas precisa sempre ser renovado, reciclado e restaurado. A verdadeira arte nunca é egocêntrica ou egoísta, mas sempre pródiga e bondosa.

Sim, realmente Terezinha Malaquias, com suas fotoperformances/autorretratos, tem provado que sabe contar histórias visuais como modelo de muita vivacidade e beleza.


Onésimo Alves Pereira é artista plástico e fotógrafo.